Richter halfen Badenern zu spät
Wut und Enttäuschung über die Niederlage wurmte die patriotisch gesinnten Badener noch Jahrzehnte. Ja. geradezu "traumatisch” wirkte die erzwungene Vereinigung mit den Schwaben auf manchen altbadisch" Gesinnten. Leo Wohleb, der ehemalige Staatspräsident von Südbaden, sprach von “Morbus badensis", einer schwärenden badischen Krankheit Sie werde erst ausheilen, wenn die übervorteilten Badener zu ihrem Recht kämen. Der Heimatbund Badenerland mochte die Schmach auch nicht auf sich sitzen lassen und kartete juristisch nach. Dass die Badener durch die Einteilung der Stimmbezirke ausgetrickst wurden, bestätigte indirekt auch das Bundesverfassungsgericht.Im Frühjahr 1956 räumte es die Chance zu einer Revision der Länderfusion ein: Bei einem neuen Volksentscheid sollten die Bewohner des ganzen früheren Landes Baden erklären. ob sie wirklich mit dem bevölkerungsreicheren schwäbischen Nachbarn verheiratet werden wollten. ”Der Wille des badischen Volkes ist durch die Besonderheit der geschichtlich-politischen Entwicklung überspielt worden",erklärten die Karlsruher Richter zu dem umstrittenen Abstimmungmodus, der 1951 im Einvernehmen mit Bonn zu Stande gekommen war. Doch der Richterspuch kam spät. Viel zu spät aber kam die Volksabstimmung selbst. Sie wurde bis ins Jahre 1970 verschleppt. Selbst die Karlsruher hatten ihre Sehnsüchte nach der Residenz inzwischen begraben. Die Abstimmungsergebnisse waren nahezu umgekehrt als 1956. Jetzt stimmten knapp 70 Prozent der wählenden Karlsruher für das aufstrebende,anfangs ungeliebte High-TechMusterländle Baden-Württemberg.
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